Der Boilie gehört mittlerweile zu einem der erfolgreichsten und am meisten eingesetzten Köder beim Karpfenangeln. Es gibt wohl kaum einen Karpfenangler der noch nicht mit ihm gefischt hat.
Da ist es nicht verwunderlich, dass es inzwischen eine schier unüberschaubare Vielfalt an Boilies im Handel gibt. Egal ob Geschmack, Größe, oder Farbe – jeder Wunsch kann erfüllt werden. Doch auch bei den Rezepten für die selbst gemachten Boilies sieht es nicht viel anders aus. Ob in diversen Fachzeitschriften oder im Internet, auch hier erschlägt einen die unglaubliche Vielfalt an Rezepten.
Doch was ist eigentlich besser – der selbstgemachte oder der industriell gefertigte Boilie. Ich muss dazu gestehen, dass ich bisher fast ausschließlich mit selbstgemachten Boilies geangelt habe. Mein Standpunkt dürfte daher leicht ersichtlich sein. Doch dafür gibt es auch Gründe. Zum Einen kann ich bei gekauften Boilies nur erahnen, was wirklich alles bei seiner Herstellung verwendet wurde.
Dass es sich dabei nicht nur um natürliche Produkte handelt, dürfte jedem einleuchten, der schon mal seine Nase über eine Tüte Boilies gehalten hat.
Dass es sich dabei nicht nur um natürliche Produkte handelt, dürfte jedem einleuchten, der schon mal seine Nase über eine Tüte Boilies gehalten hat.
Bei selbst gemachten Boilies kann ich bestimmen und auch mit Bestimmtheit sagen, was da alles drin ist. Außerdem kann ich bei der Fertigung des Köders aktiv auf seine Eigenschaften einwirken.
Doch wie sollte so ein selbst gemachter Boilie aussehen? Das hängt natürlich ganz von seinem Einsatzgebiet und den Vorlieben des Anglers und der Fische ab. In Vorbereitung der kommenden Saison habe ich mich mal etwas mehr mit der Boilieherstellung beschäftigt.
Zwar habe ich auch schon im letzten Jahr meine Boilies hergestellt, die auch sehr fängig waren, doch ich war noch nicht 100 Prozent zufrieden. Deshalb wollte ich mich in diesem Jahr besser vorbereiten, bevor es ans Rollen geht.
Ein guter Boilie sollte aus verschiedenen Bestandteilen bestehen. Diese sind im Grunde die folgenden: Proteine, Kohlenhydrate und Fette. Dazu kommt evtl. noch Härter. Das bildet die Basis für einen soliden Boilie.
Gute Proteinlieferanten sind z.B. Sojamehl, Milchpulver, Forelli und Fischmehle. Kohlehydrate sind vor allem in Sojamehl, Hart- und Weichweizengrieß und Maisgrieß und -mehl enthalten. Fette kommen einerseits direkt in den Mix, z.B. Oliven- oder Fischöl, oder indirekt über nicht entfettetes Sojamehl, Forelli, Fischmehl oder auch Hanf und Hanfmehl oder Nussmehl.
Proteine sind wichtig für den Fisch, denn in der Natur besteht die Nahrung des Karpfen größtenteils aus Proteinen. Außerdem werden Proteine im Wasser aus dem Boilie ausgewaschen, bilden somit eine erhöhte Lockwirkung. In einem guten Boiliemix sollte der Anteil an Proteinen zwischen 30 und 60 Prozent liegen.
Der Fettanteil im Boilie sollte nicht zu hoch liegen. Einerseits ist Fett zwar Geschmacksträger, doch andererseits löst es sich kaum im Wasser und sättigt den Karpfen dazu noch. Ein Anteil von bis zu 10 Prozent sind in einem ausgewogenen Mix genug.
Kohlenhydrate im Boilie haben zum Einen den Vorteil für den Angler, dass sie relativ günstig sind. Zum Anderen werden sie vom Karpfen schlechter verdaut und verlassen somit den Darm schneller. Soll mit den Boilies über längere Zeit gefüttert werden, empfiehlt sich eher ein geringerer Anteil Kohlenhydrate, da die Ausscheidungen des Karpfen das Gewässer belasten. Bei eher kürzeren Aktionen darf der Boilie auch höhere Kohlenhydratkonzentrationen enthalten. Der Anteil im Boilie sollte also ebenfalls zwischen 30 und 60 Prozent liegen.
Dann bleibt noch der Härter. Der Härter macht, wie der Name schon sagt, den Boilie härter. Er verändert also die Konsistenz des Boilies. Das kann vorteilhaft, aber auch nachteilig sein. Durch die Verwendung von Härter verändert sich die Oberfläche des Boilies. Das Auswaschen von Lockstoffen wird erschwert und die Lockwirkung lässt nach. Es kann aber auch erwünscht sein, „steinharte“ Boilies zu fischen. Zum Beispiel bei erhöhtem Vorkommen von Krabben und Krebsen oder wenn der Köder wirklich lange im Wasser bleiben soll. Man sollte also mit Härter experimentieren bis man das Gleichgewicht zwischen Härte und Lockwirkung gefunden hat. In allen anderen Situationen kann die Härte des Boilies auch über Kohlenhydratlieferanten wie Hart- und Weichweizengrieß geregelt werden. So macht ein erhöhter Anteil Hartweizengrieß den Boilie härter, ein höherer Anteil Weichweizengrieß lässt die Lockstoffe leichter austreten.
Die Boilies, die ich nun rollen will, sollen etwas härter sein. Bei meinen letzten Frolic-Hanf-Boilies hatte ich Probleme mit der Konsistenz. Sie lösten sich recht schnell auf im Wasser und waren auch gegen Weißfische nicht resistent genug. Also ein höherer Hartweizengrießanteil. Trotzdem sollte er noch genügend Proteine über seine Oberfläche abgeben. Also etwas mehr Milchpulver.
Da ich Mais eine gute Lockwirkung zuschreibe und ihn für einen der besten Partikel-Köder für Karpfen halte, darf er natürlich nicht fehlen. Also Maismehl mit rein.
Da Karpfen sehr gut auf Aminosäuren ansprechen, darf ein Bestandteil, der Aminosäure enthält nicht fehlen. Also Maisgrieß mit rein, denn der enthält Lysin.
Sojamehl darf sowieso nicht fehlen, denn es sollte ein Allround-Bestandteil einer guten Basismischung sein, da es Kohlenhydrate, Proteine und Fette mit sich bringt.
Auf Härter will ich verzichten, und versuchen die Härte über den Grieß zu regeln.
Dazu kommt noch etwas Öl. Allerdings hängt die Zugabe von Öl auch von den weiteren Bestandteilen ab. So muss in einen Mix mit Hanfbestandteilen und fettem Sojamehl weniger Öl als in einen weniger fettigen Mix mit z.B. entfettetem Sojamehl.
So ergibt sich also folgende Grundmischung:
- 25 % Sojamehl
- 25 % Hartweizengrieß
- 10 % Maisgrieß
- 20 % Maismehl
- 20 % Milchpulver
Zu diesem Mix kommen noch ca. 8 bis 10 Eier auf ein Kilogramm Trockenmasse.
Als Geschmacksrichtung für meine Boilies habe ich wieder eine Kombination gewählt. Zum Einen kommt pürierter Dosenmais dazu, zum Anderen pürierte Sardinen aus der Dose samt Öl. Die kreierte Geschmacksrichtung ist als Mais-Fisch.
Auf Flavour oder Sweetener werde ich verzichten, denn in meinen Augen sind diese Zusätze völlig unnötig und helfen vielleicht der Angelgeräteindustrie oder dem einen oder anderen Angler, der kein Vertrauen in seine Köder hat.
Demnächst geht es ans Rollen und dann werde ich wieder berichten, was aus meinem Rezept geworden ist.
Tight Lines
Der Angler