Der
Rügendamm, die Verbindung zwischen Deutschlands größter Insel und dem
Festland, ist einer der Hotspots, wenn es in jedem Frühjahr heißt: „Der
Hering
ist da“. Tausende Angler strömten jährlich im März und April in den
Norden Mecklenburg-Vorpommerns, um das Ostseesilber zu angeln. Damit war
im vergangenen April jedoch Schluss, als das Angeln auf dem Rügendamm
verboten wurde. Grund: Immer wieder schlugen
Heringsbleie und Haken auf der neuen, parallel verlaufenden,
Rügenbrücke ein.
Die
Landesregierung von MV hat sich nun etwas ganz Besonderes einfallen
lassen, um diese Gewaltwürfe zu verhindern. Seit dem 05. März wird eine
sogenannte
Auswurfbegrenzung am Brückengeländer montiert. Danach soll das Angeln
wieder erlaubt sein. Ob das dann noch einen Sinn macht, ist die andere
Frage.
Der Nordkurier-Reporter Ralph Sommer hat sich das Ganze schon mal angesehen, und ein für mich vernichtendes
Urteil abgegeben. Diese Auswurfbegrenzung ist in seinen Augen nämlich keine Begrenzung, sondern eine Auswurfverhinderung.
Als erstes stellt sich einem nämlich die Frage,
wie man hier auswerfen soll, denn entlang des Geländers verläuft jetzt ein gut zwei Meter hoher, waagerechter Aluminiumholm.
Oben
rüber werfen?! Klappt irgendwie nicht. Unten durch? Wird ebenfalls
schwierig. Da bleibt wohl nur eins: Paternoster und Rutenspitze unter
dem Holm
durch und ablassen. Maximal schafft man es mit einem Unterhandwurf dann
seine Montage ein paar Meter in Richtung neue Rügenbrücke zu schlenzen.
Mehr aber auch nicht. Wie man dann bei einem Biss anschlagen soll und
den Fang auch noch zwischen Geländer und Auswurfbegrenzung
hindurch landen soll, erschließt sich mir nicht.
Meiner
Meinung nach hätte es auch andere Möglichkeiten gegeben, die neue
Rügenbrücke vor Beschädigungen zu schützen. Beispielsweise hätte ein
entsprechender
Zaun oder eine Wand aus Plexiglas entlang der neuen Brücke installiert
werden können. Daran hätten sich die Heringsbleie dann verfangen oder
wären abgeprallt, bevor sie Brücke oder gar Autofahrer belästigen.
Oder
man hätte den nun installierten Aluminiumholm nicht vor den Anglern,
sondern in ihrem Rücken erbaut, damit sie beim Auswerfen eben nicht so
weit
ausholen können. Damit wäre das Wurfweitenproblem ebenfalls geregelt.
Aber die jetzt montierte Lösung ist für mich die denkbar ungünstigste,
mit der die Angler nur drangsaliert werden sollen! Das Heringsangeln vor
Rügen stellt jedes Jahr auch einen Wirtschaftsfaktor
in der Region dar. Unterkünfte, Tankstellen, Angelläden, Bootsverleihe
haben von den anrückenden Anglern aus den angrenzenden Bundesländern
durchaus profitiert. Ob das bedacht wurde bei der Installation dieser
Repressalie!?
Und
der Anglerverband Mecklenburg-Vorpommern (LAV MV), der doch eigentlich
die Interessen der Angler vertreten sollte, gab auch noch seine
Zustimmung
zu dieser 174.000 Euro teuren Idiotie. Schlimmer noch – Axel Pipping,
Verbandsgeschäftsführer des LAV MV, sagte dem Nordkurier dazu nur: „Es
ist absolut unverständlich, wie rücksichtslos sich einige Angler
benommen haben, so dass daraus resultierend so eine
Maßnahme überhaupt notwendig wurde.“ - anstatt sich auf die Seite der
Verbandsmitglieder zu stellen. Und dafür wird dann auch noch Jahr für
Jahr Vereinsbeitrag kassiert!
Dann wird es jetzt wohl Zeit, sich eine neue Stelle zum Heringsangeln zu suchen.
Der Angler